Fastenzeit...?
„Was fastet Du dieses Jahr, Papa?“, fragt mich meine Tochter. Was faste ich? Jedenfalls keine Süßigkeit, Alkohol schon lange, Computer nur zum Arbeiten, Auto nutze ich auch nur wenns sein muss, auch sonst im Jahr, Fleisch essen wir sowieso kaum noch und wenn, dann sehr bewusst und überhaupt habe ich in den letzten Jahren gelernt, dass fasten nicht nur was mit Verzicht auf irgendwas zu tun haben muss, sondern dass es um Bewusstmachung geht. Daher kommt auch das Wort: fasten bedeutet: fest-sein oder aus dem gotischen: (fest)halten, beobachten, bewachen. Also bewusst etwas Anschauen. Den Moment festhalten. Hinschauen, wo man sonst eher drüber wegsieht. Seit vielen Jahren gibt es die Fasten-Aktion der Kirche unter dem Titel: „7-Wochen ohne…“ in diesem Jahr ohne Verzagtheit, ein fast vergessenes Wort. Gründe gibts genug zur Verzagtheit. Und immer mehr Menschen resignieren. Doch Gott, so heißt es im 2. Timotheusbrief, hat uns nicht den Geist der Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit. Beherztheit ist dann das Antonym zur Verzagtheit. Beherzt will ich versuchen, mich nicht der Nachrichteninflation auszuliefern. Ich will mir nicht vornehmen, mit meinem Verhalten gleich die ganze Welt zu retten. Ich will mir öfter den Mut nehmen, Dinge anders zu machen. Mir mehr vorzustellen, „was wäre wenn,…! „Wie könnte es denn anders sein…“ Und ich will mich nicht weiter in den Strudel der Weltuntergangsstimmung hineinziehen lassen. Aus dem Paradies hätten wir drei Dinge retten können, heißt es: die Sterne der Nacht, die Blumen des Tages und die Augen der Kinder. Ich werde also mehr zum Himmel schauen, ich werde mehr zur Erde blicken und mir an dem aufknospenden Frühling ein Beispiel nehmen und ich werde so oft es geht in Kinderaugen schauen, weil sie so voller Erwartung, Hoffnung und Unvoreingenommenheit sind. Und dann schaue ich in die Augen meiner Tochter und sage: „Genau das werde ich fasten dieses Jahr!“